Kaja Witt
Kaja Witt - Berlin
Kaja Witt - Ceramic Artist   
   

Installation »Wartezimmer«
Metallregal nach eignen Maßen, Utensilien aus gegossenem Ton auf 1100°C gebrannt, Textil, Silikon, Leder, Schlauch





Arbeitstext »Wartezimmer«

Ich wollte etwas Lebendiges machen zum Examen. Auf jeden Fall das Leben meinen, so direkt wie möglich. Das Bild dafür waren die kleinen Geschichten, die einfach passieren. Die Begegnungen - unvermittelt, flüchtig, herausfordernd, die plötzlich und anders, als man denkt, stattfinden - falls das Denken vorher Zeit hat. Aber es sollten nicht die Geschichten selbst sei, die es bei mir schon gibt, keine Illustrationen, keine Wiederholung in andere Mittel übersetzt. Ich wollte also kein Danach, bei dem ich Blickwinkel, Richtung und Gemütsfärbung hätte festlegen müssen Einen künstlerischen Ausdruck für lebendige Begegnung im ImmerWiederJetzt mit der erforderlichen Offenheit in Richtung, Dauer, Intensität und Färbung habe ich nicht gefunden.
Es wäre, wie Licht mit den Händen fangen zu wollen.
So blieb für mich nur das Davor übrig. Das Davor, um Begegnung wirklich oder nur im Kopf zu ermöglichen, zu initiieren. Vorbereitung auf Begegnung findet meist nur im Kopf statt. Das Bild dafür ist ein gebauter temporärer Raum, der wiederum Bilder für die nonverbale Sprache birgt. Der Raum, entstanden aus zwei, dem gegeben Raumwinkel gegenübergestellten Wänden mit genausoviel Fläche,d.h. das Eine steht dem Anderen gleichberechtigt gegenüber, es gibt keine Bewegung, keine Richtung, -noch nicht. In dem Raum gibt es Begegnungshilfsmittel für die Sinne, die bei körperlich-räumlicher Begegnung oft unbemerkt, aber eine ebenso wichtige Sprache sind, wie die verbale. Wie bei der verbalen, geht es bei der Kommunikation der Sinne immer auch um Senden und Empfangen von Impulsen und der Umwandlung zunächst in ein Gefuehl.

Meine Begegnungshilfsmittel wollen anders, als es Cyber-Anzüge tun, wieder auf die direkte Wahrnehmung konzentrieren.
-Ein offener Schrank als Bestimmungsort.
-Ein hoher Tisch, weil man an ihm nur stehen kann, ist man konzentriert, aufrecht, beweglich.
-Und überall liegen diese Dinge rum, Hilfsmittel, Utensilien.
-Ein Nasentrichter endet in einer saugenden Tasthand.
-Zwei Brillen, dort wo sonst die Gläser sind, durch darmartigen Schlauch miteinander verbunden.
-Fingerlinge - gegossen aus Ton, geben nur das Tastzentrum der Fingerspitze frei. Davon gibt es unendlich viele. Und sie sind nach Benutzung in den entsprechenden Eimer zu entfernen. Das sind die einzelnen.
-Es gibt auch Zweierpaare in starrer Verbindung, in deren Inneren konzentrierte Begegnung stattfindet.
-Eine Zange aus Silikon lässt beobachten und fühlen, wie das Greifen der Finger aussieht, funktioniert. Es geschieht ferngelenkt.
-Ein Stethoskop schliesst unsichtbar den Kreis zwischen zwei Herzrhythmen. Der Sender, bei dem der Impuls getastet wird, ist gleichzeitig auch Empfänger. Weder hört, noch sieht man, ob sich ein Kreis schließt oder zwei Rhythmen aufeinandertreffen, und was wäre, wenn.
-Da sind noch verbindende Kleidungsschläuche und die Massenhandschuhe.

Alle Dinge sind Begegnungshilfsmittel.
Als könnte man Begegnung initiieren.